Die Stiftung feierte 20jähriges Bestehen!

Mit Konzerten in der Berliner Matthäuskirche (Berliner Chansonnier), in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche und Leipzig A Cappella Festival (Josquins Unsterblichkeit) sowie bei der Basler Reihe ReRenaissance (Berliner Chansonnier) feierte die Stiftung ihr 20jähriges Bestehen!

 

Im Dezember 2003 wurde in Berlin vom Cellisten, Musikwissenschaftler, Radio-Autor und Moderator Dr. Clemens Goldberg die Goldberg Stiftung errichtet. Inzwischen sind wir durch zahlreiche Projekte ein fester Bestandteil des Kulturlebens nicht nur in Berlin, sondern auch international geworden. Durch die intensive Editionsarbeit sind wir vielfältig mit den Akteuren der Musik des 15. Jahrhunderts verbunden. Für die nächsten Jahre sind weitere Projekte geplant, die auch zu einer intensiven Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen führen werden. Damals wie heute gilt die Überzeugung des Stifters, “dass Kapital nicht nur dem eigenen Konsum dienen sollte, sondern Türen in neue, gemeinsame Räume öffnen kann. In diesem Sinne sind Stiftungen das Gegenmodell zur Ideologie des blinden, rein quantitativen Wachstums. Sie setzen unproduktiver Konkurrenz das Modell des Netzwerks entgegen.”

Ziele dieser Stiftung sind:

1. Die Internet-Akademie

Nach dem Vorbild der Florentiner Akademie im 15. Jahrhundert errichtete die Goldberg-Stiftung eine Internet-Akademie. Jenseits der eingefahrenen universitären Forschung in einzelnen Disziplinen soll ein freies interdisziplinäres Forum für Beiträge zur Ästhetik, Musikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Literaturwissenschaft und Semantik zur Verfügung stehen. Diese Beiträge können direkt in Diskussionsforen diskutiert werden. Der Schwerpunkt wird im Zeitalter der Renaissance gesetzt. Selbstverständlich sind aber auch Beiträge aus anderen Epochen willkommen. In allen Beiträgen sollten möglichst auch Verbindungen zur Gegenwart hergestellt werden. Besonders willkommen sind auch Beiträge, die nach dem Vorbild der Renaissance die Schranken zwischen Natur- und Geisteswissenschaften überwinden. Dieses Diskussionsforum soll die zeitlichen, ideologischen und institutionellen Schranken überschreiten, die im Bereich der Geisteswissenschaften einen fruchtbaren Austausch verhindern. Beiträge können über die genannte e-mail-Adresse eingereicht werden. Leider wird dieses Angebot so gut wie garnicht angenommen, was die fest verankerten Strukturen der Diskussionsunwilligkeit auch bei heutigen jungen Wissenschaftlern beleuchtet. Wir geben aber die Hoffnung auf eine nächste Generation nicht auf!

In einem zweiten Schritt wurde ein Archiv für die Musik des 15. Jahrhunderts eingerichtet, in dem Quellen und Editionen zugänglich gemacht werden. Die Quellen können über Links im Original angesehen werden. Inzwischen steht dort ein Großteil aller Quellen der weltlichen Musik der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Weiter bietet die Bücherei der Internet-Akademie umfangreiche Literaturverzeichnisse zu Themen der Renaissance und der interdisziplinären Forschung.

2.Gründung und Förderung von Ensembles für die Musik des 15. Jahrhunderts

Im 15. Jahrhundert kam es zu umstürzend neuen Erfahrungen des Sehens (u. a. durch die Entwicklung der räumlichen Darstellung in der Malerei) und des Hörens. Komponisten wie Dufay, Ockeghem und Busnois entwickelten Musik, in der sie das Spannungsverhältnis zwischen Zusammenklang und individueller Freiheit der einzelnen Stimmen bis an die Grenzen des Möglichen führten. Diese Musik eröffnet faszinierende neue Erfahrungen des Hörens. Bestehende oder neu zu gründende Ensembles sollen nicht aus modernen Partituren, sondern von originalen Noten mit ihren einzelnen Stimmen singen. Die besondere Erfahrung des Einstudierens von diesen Quellen soll in neuartigen Konzerten spürbar werden, in denen die Werke erst in einzelnen Stimmen erklingen, einzelne Passagen mit Texten verknüpft werden und Stücke auch wiederholt werden, um eine immer neue Perspektive zu entwickeln. Insbesondere sollen die Konzerte auch die intellektuelle und kulturelle Dimension dieser Musik vermitteln. Inzwischen hat die Stiftung mehrere Projekte verwirklicht mit den Ensembles Amarcord, Penalosa und Musica Universalis, letztere die erste Gründung auf Initiative der Stiftung hin.
Aus dem Projekt “Tempus fugit” entstand das Ensemble L’ultima parola, das inzwischen mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde und zum Festival “Laus Polyphoniae” nach Antwerpen eingeladen wurde.
Die Stiftung unterstützt weiter das Gamben-Konsort Voix et Violes, das mit SängerInnen zusammenarbeitet.

3. Slow Listening

Ähnlich der Bewegung Slow Food (als Entgegnung zum Fast Food) unterstützt die Stiftung neue Formen von Konzerten, die eine besonders intensive und bewusste Musikerfahrung ermöglichen. Wie für die Musik des 15. Jahrhunderts sollen diese Konzerte durch ihre Dramaturgie und Präsentation die kulturellen und intellektuellen Bezüge der Werke vergegenwärtigen.